An sicherem Ort Vertrauen aufbauen

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Kinderschutzbund

Alessa Kalwach koordiniert Begleitete Umgänge: Sie sorgt dafür, dass Kinder getrennt lebender Eltern Kontakt zu beiden Elternteilen haben können.

(Erschienen in der Printausgabe des Hohenloher Tagblatts am 12.01.2023. Text und Foto von Christine Hofmann)

Die Eltern trennen sich, die Kinder leben fortan bei der Mutter, der Vater zieht in eine andere Stadt. Wenn die Eltern dann noch im Streit auseinandergegangen sind, und ein Ex-Partner dem anderen Ex-Partner misstraut, passiert häufig etwas, was nicht im Sinne der Kinder ist: Sie wachsen mit einem Elternteil auf und haben kaum oder gar keinen Kontakt zum anderen Elternteil.

Alessa Kalwach kennt viele solcher Fälle. Die Sozialpädagogin ist Koordinatorin für den Begleiteten Umgang beim Kinderschutzbund Crailsheim. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Kinder von getrennt lebenden oder geschiedenen Eltern die Möglichkeit haben, regelmäßig Kontakt zu beiden Elternteilen zu haben. Dasselbe gilt für Kinder, die in Pflegefamilien leben. Auch hier soll der Kontakt zur Herkunftsfamilie aufrechterhalten bleiben.

„Ich habe eine tolle und vor allem wichtige Aufgabe“, sagt die 33-Jährige, deren Stelle vom Jugendamt finanziert wird. Kalwach bringt die neun speziell geschulten, ehrenamtlichen Begleiterinnen des Crailsheimer Kinderschutzbunds und die Familien zusammen. Sie ist beim Erstgespräch dabei, bei dem sich alle kennenlernen und die Rahmenbedingungen vereinbart werden, und sie beantwortet die Fragen der Eltern. Darüber hinaus hält sie Kontakt zum Jugendamt, das die Begleiteten Umgänge empfiehlt. Manchmal sind die Umgänge auch vom Familiengericht angeordnet.

Koordinatorin Alessa Kalwach (links) und Kerstin Stephan, Vorstandsmitglied beim Kinderschutzbund Crailsheim, im Spielzimmer, in dem Kinder und Eltern Zeit miteinander verbringen.
Koordinatorin Alessa Kalwach (links) und Kerstin Stephan, Vorstandsmitglied beim Kinderschutzbund Crailsheim, im Spielzimmer, in dem Kinder und Eltern Zeit miteinander verbringen.
Koordinatorin Alessa Kalwach (links) und Kerstin Stephan, Vorstandsmitglied beim Kinderschutzbund Crailsheim, im Spielzimmer, in dem Kinder und Eltern Zeit miteinander verbringen.

Spielzimmer mit Kuscheltieren

Die Treffen finden in den Räumen des Kinderschutzbunds in der Ludwigstraße in Crailsheim statt. Dort gibt es zwei Spielzimmer, die mit Kuscheltieren und Büchern, Brettspielen und Bausteinen, Kaufmannsladen und Spielküche ausgestattet sind. Für jede Altersgruppe gibt es hier etwas. „Wir haben außerdem einen schönen Garten und einen Spielplatz gleich in der Nähe, den die Familien nutzen können. Zudem gibt es die Möglichkeit, in der Stadt ein Eis essen zu gehen“, erklärt Kalwach. Ganz gleich, für welche Beschäftigung sich die Kinder und Eltern entscheiden, die ehrenamtliche Begleiterin ist bei dem Treffen stets dabei. „Sie sorgt für den sicheren Rahmen, aber sie hält sich im Hintergrund. Es geht schließlich darum, dass die Kinder mit ihren Eltern in Kontakt kommen.“

Vertrauen aufbauen

Bei den begleiteten Umgängen geht es obendrein darum, Vertrauen aufzubauen. Der Elternteil, der mit dem Kind zusammenlebt, soll sich nicht sorgen, dass es dem Kind während des Umgangs mit dem Ex-Partner schlecht geht. Gleichzeitig soll der Elternteil, der nicht mit dem Kind zusammenlebt, eine gute Begegnung mit seinem Kind haben – und ebenfalls verlorenes Vertrauen in den Ex-Partner zurückgewinnen. „Das Ziel ist, dass am Ende alle Beteiligten darin unterstützt und gestärkt werden, dass sie die Umgänge selbstständig organisieren und durchführen können“, erklärt Alessa Kalwach.

Die Erfahrung zeige, dass die Treffen in den Räumen des Kinderschutzbunds oft einen positiven Verlauf nehmen. „Wir können in den allermeisten Fällen eine Verbesserung erreichen. Es entsteht neues Vertrauen“, sagt Kalwach. Das ist der Hauptgrund, warum sie ihre Arbeit so gern macht: „Es ist schön zu sehen, wenn man bei den Familien etwas bewirken kann – und wenn man sieht, dass es den Kindern guttut.“ Was die Koordinatorin außerdem schätzt, ist der Kontakt mit den Umgangsbegleiterinnen. „Sie sind alle mit viel Engagement dabei und üben ihr Ehrenamt mit großem Sachverstand und viel Herzlichkeit aus.“

Info

Es gibt zwar keine Warteliste, aber die Begleiteten Umgänge werden stark nachgefragt. Der Kinderschutzbund sucht daher ständig weitere Ehrenamtliche, die Interesse an einer Umgangsbegleitung haben. Der Kinderschutzbund Crailsheim finanziert sich überwiegend durch Spendengelder. Wer die Arbeit des Vereins für Kinder in der Region unterstützen möchte, kann dies durch eine Mitgliedschaft oder eine Spende tun. Weitere Informationen gibt’s im Internet: kinderschutzbund-cr.de

Familienpaten begleiten Familien in schweren Lebenssituationen

Neben dem Begleiteten Umgang gibt es beim Kinderschutzbund Crailsheim als weiteres Angebot die Familienpaten. Ehrenamtliche Familienpaten begleiten Familien in besonders schweren Lebenssituationen. Sie geben ihnen Hilfe zur Selbsthilfe, indem sie die Kinder zeitweise betreuen und damit die Familie entlasten.

Aktuell gibt es mehr Anfragen als Termine, die die ehrenamtlichen Familienpaten abdecken können. Daher werden weitere Ehrenamtliche gesucht. Folgende Voraussetzungen sollten mitgebracht werden: stabile Lebenssituation, Volljährigkeit, Freude am Zusammensein mit Kindern, Spaß an regelmäßigen Treffen, Austausch mit anderen Ehrenamtlichen und Interesse an Fortbildungen zu den Themen Kinderschutz, Prävention und Unterstützung. Jeder Familienpate/jede Familienpatin erhält vor dem Einsatz eine qualifizierte Ausbildung zum Familienpaten.

Weitere Infos erteilt Anna-Lena Brix per E-Mail an familienpaten@gmx.de