Das Kind steht im Vordergrund

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Kinderschutzbund Crailsheim - Irmgard Gerecht: Das Kind steht im Vordergrund

13 Jahre hat Irmgard Gerecht für den Kinderschutzbund in Crailsheim Kinder und ihre Eltern beim Umgang miteinander begleitet. In dieser Woche wird sie in den Ruhestand verabschiedet.

Bericht und Foto von Birgit Trinkle, erschienen im Hohenloher Tagblatt Online am 28. Juli 2020

Irmgard Gerecht freut sich auf die freie Zeit im Ruhestand.
Irmgard Gerecht freut sich auf die freie Zeit im Ruhestand.
Irmgard Gerecht freut sich auf die freie Zeit im Ruhestand. © Foto: Birgit Trinkle

Jedes Kind hat das Recht auf den Umgang mit beiden Eltern. Es braucht diesen Kontakt. Es muss wissen, wo seine Wurzeln sind, und es wird gefragt, was es will“: Für Irmgard Gerecht ist das wichtig. Sie sieht sich an der Seite des Kindes, ganz gleich was passiert. Nach 18 Jahren als Honorarkraft im Ortsverband Crailsheim des Deutschen Kinderschutzbundes wird sie zum 31. Juli verabschiedet. Eigentlich stünden jetzt ihr Lebenslauf, ihre Verdienste im Vordergrund, doch immer wieder kommt sie auf ihre Schützlinge zu sprechen.

In all diesen Jahren hat sie ungezählte Familien in Trennungssituationen erlebt und weiß, dass letztlich immer die Kinder leiden, wenn Eltern ihre Traurigkeit, ihre Verletzung, ihre Wut aus der gescheiterten Partnerschaft nicht von der Elternrolle trennen, wenn sie gar versuchen, den Ehekrieg über ihr Kind auszutragen und dieses Kind im Kampf gegen den einst geliebten Partner instrumentalisieren. Das Kind, das sich permanent fragt, ob es der Mama wehtut, wenn es den Papa sehen will, ist ebenso ein Opfer wie das Kind, das Hasstiraden ausgesetzt ist und irgendwann selbst beginnt, den getrennten Elternteil radikal abzulehnen.

Das Thema Kindeswohl

„Jede Trennung geht auf Kosten des Kindes“, so die passionierte Kinderschützerin und Leiterin des Angebots „begleiteter Umgang“ in Crailsheim. Für sie, wie für das Gesetz, gehört der Umgang mit beiden Eltern zum im Familienrecht garantierten Kindeswohl. Ausnahmen gibt es nur, wenn dieses Kindeswohl etwa durch Gewalt oder Missbrauch gefährdet ist. Das theoretische Umgangsrecht praktisch umzusetzen, ist freilich nicht selten ein Ding der Unmöglichkeit, zumindest ohne eine Klärung vor Gericht. Immer wieder ordnen Gericht und Jugendamt auch den begleiteten Umgang an, und das ist der Teil, bei dem Irmgard Gerecht und ihre an mehreren Wochenenden eigens geschulten ehrenamtlichen Mitstreiterinnen und Mitstreiter ins Spiel kommen.

Sie sind dabei, wenn sich ein Kind und der entfremdete Elternteil in den Räumen des Kinderschutzbundes treffen. Das ist natürlich keine Dauerlösung: Ziel ist es, hier, in der Ludwigstraße, auf neutralem Boden, Zeit miteinander zu verbringen, zur Normalität zurückzufinden und sich näherzukommen. Wenn das gut geht, sind kleinere Ausflüge möglich und schließlich, und darauf arbeitet Irmgard Gerecht gezielt hin, ist der begleitete Umgang nicht mehr notwendig. Weil die Kinder mehr gemeinsame Zeit wollen oder weil die Eltern dem Kind zuliebe lernen, anständig miteinander umzugehen.

Über Satteldorf nach Crailsheim

Mit Kindern umgehen, das hat das Leben der 1948 in Frankfurt am Main geborenen gelernten Wahl-Crailsheimerin geprägt wie nichts anderes, und zwar seit sie in der kirchlichen Jugendarbeit und bei den Georgs-Pfadfindern aktiv war. Als gelernte Erzieherin – damals hieß das Kindergärtnerin und Hortnerin – und systemische Familienberaterin hat sie gemeinsam mit ihrem Mann im Albert-Schweitzer-Kinderdorf gelebt und gearbeitet, war in zwei katholischen Kindergärten tätig und leitete 1989 bis 1996 für die Lebenshilfe in Aalen das offene Freizeitprogramm für junge Menschen mit geistiger Behinderung, bis die Arbeitszeiten ihr eigenes Familienleben beeinträchtigten.

Zwischenstation Satteldorf

1996 hat sie die Leitung des Kindergartens Barenhalder Straße in Satteldorf übernommen und das Betreuungsangebot der Gemeinde mit ausgebaut: Bis heute ist sie dort in guter Erinnerung.

Irmgard Gerecht und ihr Mann Nikolaus Schyra haben drei Kinder adoptiert, einen Pflegesohn, insgesamt acht Enkel und zwei Urenkel in den USA, die sie im Ruhestand besuchen will.

Info Der Kinderschutzbund sucht stets Ehrenamtliche für die Umgangsbegleitung. Weitere Infos dazu gibt es bis Ende Juli bei Irmgard Gerecht, danach bei Nachfolgerin Angelina Bartels unter der Telefonnummer 0 79 51 / 95 97 37.