Wir kontrollieren nicht, wir begleiten

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(Erschienen in der Printausgabe des Hohenloher Tagblatts am 29. Dezember 2020)

Menschen Angelina Bartels ist die neue Leiterin des Kinderschutzbundes in Crailsheim. Ihr Aufgabenbereich ist vielfältig, doch im Zentrum ihrer Arbeit steht immer das Wohl des Kindes. Von Julia Vogelmann

Den begleiteten Umgang stellt Angelina Bartels ins Zentrum ihrer Arbeit.
Den begleiteten Umgang stellt Angelina Bartels ins Zentrum ihrer Arbeit.
Den begleiteten Umgang stellt Angelina Bartels ins Zentrum ihrer Arbeit. (C) Foto: HT / Julia Vogelmann

Vor fünf Jahren erst absolvierte Angelina Bartels ihr Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Crailsheim und wie viele in diesem Alter, hatte sie keine Ahnung, was sie mit ihrer Zukunft anfangen sollte. Sie bewarb sich bei einer Animationsfirma und ging als Fitness- und Kinderanimateurin in einen Ferienclub nach Griechenland. Dort lernte sie, dass ihr die tägliche Arbeit mit Kindern, ein Programm für sie zu erarbeiten und sie damit in ihren Bann zu ziehen, Spaß machte. „Vorher hatte ich Null Kontakt zu Kin- dern“, erklärt sie. Es folgte ein freiwilliges soziales Jahr in Stuttgart, wo sie mit geistig behinderten Kindern arbeitete. „Dabei lernt man, dass man viel erreichen kann, wenn man Liebe und Ehrgeiz reinsteckt“, fasst sie ihre Erfahrungen dort zusammen.

Ein duales Studium der sozialen Arbeit bei der Stadt Crailsheim komplettiert ihren Werdegang. 2019 ist sie damit fertig, und gleichzeitig kommt ihr Kind auf die Welt. Die Elternzeit gibt ihr die Möglichkeit auszuloten, wie sie ihre Zeit und das Gelernte sinnvoll einsetzen kann.

Gespräch nahm Wendung

„Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Ehrenamt, als ich zum Kinderschutzbund Kontakt aufnahm, doch das Bewerbungsgespräch ging ganz schnell in eine andere Richtung“, erzählt sie lachend. Wie es der Zufall wollte, wurde gerade eine Nachfolge für die Leiterin Irmgard Gerecht gesucht, und das Profil von Angelina Bartels und die Einstellung der jungen Frau passten genau ins Bild. Statt mit einem Ehrenamt ging die 24- jährige schließlich mit einem Jobangebot aus dem Gespräch. Sie nahm an und begann im Juni 2020 sich erst einmal ehrenamtlich einzuarbeiten.

„Ich war mehr oder weniger der Schatten von Frau Gerecht“, sagt sie über diese Zeit, in der sie die Gelegenheit hatte, die erfahrene Vorgängerin zu Teamsitzungen, Elterngesprächen und den vielen anderen Aufgaben, die die leitende Position beinhaltet, zu begleiten.

„Am Anfang hatte ich großen Respekt“, gibt sie zu. Inzwischen hat sich Angelina Bartels in ihren Aufgabenbereich eingefunden. Als Projektleitern koordiniert sie zusammen mit einem Team Elterngespräche und begleiteten Umgang, die Arbeit der Ehrenamtlichen, hält Kontakt zum Jugendamt.

Den Kernbereich ihrer Arbeit sieht sie im begleiteten Umgang. Entsprechend formuliert sie auch ihre Ziele: „Wir wollen Kindern Sicherheit geben in der Begegnung mit dem Elternteil, mit dem sie nicht leben. Wir wollen auch Sicherheit für beide Elternteile im gemeinsamen Umgang.“ Dass die Arbeit zeitlich begrenzt ist, ist ihr bewusst, weshalb sie den Blick immer auf das Wohl des Kindes richtet. „Ich hab schon in meiner Ausbildung mitbekommen, wie groß der Bedarf ist“, erinnert sie sich zurück.

„Es gibt zwischen Eltern und Kindern kein falsch oder richtig.“

Was damals noch Überraschung bei ihr ausgelöst hat, ist heute eine Tatsache für sie und die vielfältigen Gründe, die zu einem begleiteten Umgang führen, eine ihr wohlbekannte Liste, die von Entführungsverdacht und Inhaftierung über Sucht und häusliche Gewalt bis hin zu strittigen Scheidungsfällen, Pflegeverhältnissen, aber auch Erkrankungen reicht. „Das sind alles Gründe, die jedem passieren können. Egal welche Schicht, egal welches Alter und welche Herkunft“, macht Angelina Bartels deutlich, wie sich das Thema durch alle Bereiche der Gesellschaft zieht.

Der Kontakt zu beiden Eltern in geschützter Umgebung ist deshalb immer das erklärte Ziel. „Wir kontrollieren nicht, wir begleiten“, erklärt sie und betont: „Es gibt zwischen Eltern und Kindern

kein falsch oder richtig, es gibt nur kindgerecht oder nicht kindgerecht.“ Was sie in ihrer Ausbildung außerdem gelernt hat, ist, die notwendige Distanz zu wahren und keine Vergleiche zu ihrem eigenen Leben zu ziehen, sondern sich auf die individuellen Bedürfnisse der Familien zu konzentrieren.

Im Moment steht jeglicher begleiteter Umgang aufgrund von Corona still. Dennoch sucht der Kinderschutzbund stets Ehrenamtliche für den begleiteten Umgang, die natürlich entsprechend geschult werden. Wer hieran Interesse hat, darf sich gerne bei der neuen Leitung unter Telefon 0176 / 51822788 melden.